Lecture2Go – Das Videoportal der Uni Hamburg

Heute möchte ich Lecture2Go vorstellen:

Lecture2Go ist die Video-Plattform der Uni Hamburg. Eine Lecture meint eine Vorlesung. 2Go meint zum Mitnehmen, für überall, wann immer du willst. Hinter dem Medienportal steht ein Team von drei fest angestellten Mitarbeitern und zur Zeit drei studentischen Aushilfen. Eine von diesen studentischen Mitarbeiterinnen bin ich. Ich bin schon im ersten Semester auf das Portal mit den Vorlesungsaufzeichnungen gestoßen und hatte dann ein Seminar bei Jan Torge Claussen, der damals noch für Lecture2Go gearbeitet hat. Ich habe ihn dann auf das Portal angesprochen und erfahren, dass gerade eine studentische Mitarbeiterin gesucht wird. Eines kam zum Anderen und ich bin seit dem dabei.

Toll an Lecture2Go ist aber nicht nur meine Mitarbeit sondern auch die Möglichkeit Vorlesungen anzuhören und anzuschauen. Frei zugänglich, OpenAccess. Inzwischen sind über 5.000 Vorlesungsaufzeichnungen online. Es werden allerdings noch lange nicht alle Vorlesungen aufgezeichnet und die Menge der aufgezeichneten Vorlesungen ist von Fakultät zu Fakultät sehr unterschiedlich. Die Geisteswissenschaften haben nicht einmal ein richtiges eLearning-Büro und zeichnen nur sporadisch Vorlesungen auf. Eine Aufzeichnung, die ich zusammen mit einer Mitarbeiterin des AGORA-Teams aufgezeichnet habe war „Vernetzte Öffentlichkeiten“ von Jan Schmidt. In dem Fall kam die Initiative vom Dozenten. Die MIN-Fakultät (Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften) und die Erziehungswissenschaften zeichnen hingegen unglaublich viele Vorlesungen auf. Die Lehre ist zum Teil auf diese Art des Lernens ausgerichtet. Zu den Aufzeichnungen aus den Fakultäten gibt es aber auch spannende Ringvorlesungen und Konferenzen, die auf Lecture2Go angeschaut werden können.

Mit Lecture2Go kann man also nicht nur Vorlesungen ansehen, die mit dem Studium direkt zu tun haben, sondern auch einmal über den Tellerrand schauen. Ich gucke mir zum Beispiel gerade eine Vorlesungsreihe zu Softwareentwicklung an. Immer wenn ich Lust und Zeit habe schaue ich da rein. Ohne Druck und Zwang, nur aus Interesse. Von diesem intrinsisch motivierten Lernen träumen so viele Lehrende, sie wünschen sich die leidenschaftliche Hingabe, die nur aus dem Interesse an dem Gegenstand erwachsen ist. Die Lehre an der verschulten Uni ist davon denkbar weite entfernt. Bachelor und Creditpoints geben den Takt an und zwingen Studierende ihr Studium in der Regelstudienzeit zu absolvieren. Raum für Leidenschaft und Vertiefung eigener Interessen bleibt kaum. Für mich persönlich ist Lecture2Go an der Uni Hamburg Raum genau dafür.

Gestern hat das Abendblatt über den ersten MOCC der Uni Hamburg berichtet, den Frank Hoffmann und Michael Sartor realisiert haben. Darin steht, dass die Lehrverpflichtungsverordnung so geändert werden soll, dass Hochschullehrerinnen bis zu 25 % ihrer Lehrverpflichtung Onlineveranstaltungen widmen können. Eine MOOC-fähige Plattform hat unser Bürgermeister Olaf Scholz als Vision. So, so. Vielleicht kommt Lecture2Go dabei ja auch ins Spiel. Das Portal ist zwar in erster Linie für das Hochladen und Ansehen von Videos konzipiert, es könnte aber ein wichtiger Teil einer MOOC-Plattform der Uni Hamburg werden.

Als Studentin, die bereits vor rund zwei Jahren ihren ersten MOCC absolviert hat, kommt mir das alles allerdings vor, als verschläft die Uni diesen wichtigen Trend. In dem Artikel wird auch von der Forderung Frank Hoffmanns gesprochen, Universitäres Wissen weiterhin nur Menschen mit Abitur zugänglich zu machen. [Anmerkung vom 02.07.2014: Die Aussagen von Frank Hoffmann gegenüber des Hamburger Abendblatts wurden im Artikel der Zeitung in den falschen Kontext gesetzt und waren von ihm so nicht gemeint. Im Kommentarfeld unter diesem Artikel äußert er sich ausführlich dazu] Warum denn? Frage ich mich da. Der Uni Präsident Dieter Lenzen hat auf der Campus Innovation 2013 in seiner Rede den amerikanischen Trend der Digitalisierung und des eLearnings scharf kritisiert. Schade, dass dieser Vortrag von Herrn Lenzen nicht von Lecture2Go aufgezeichnet werden konnte… Im Artikel über MOOCs im Hamburger Abendblatt stellt er Kosten und Abbruchquoten von MOOCs in den Vordergrund und formuliert seine Angst, dass die Qualität der Lehre leiden könnte. Er sagte dem Hamburger Abendblatt: Moos werden intensiv beobachtet. Haha. Was soll das denn heißen? Hat die PR-Abteilung der Uni einen Google-Alert „MOOC“ erstellt? Oder wurde ein Ordner ins Regal gestellt auf dem steht: MOOC Beobachtung. Spaß beiseite. Jedenfalls wird die Uni Hamburg erst einmal nicht „aktiv an der breiten Einführung tätig werden“. So ein alles-oder-nichts-Satz. Nicht aktiv, heißt das dann passiv? Oder zumindest, nicht behindernd? Einführung, Einführung in die Lehre? In die Gesellschaft? Breit, breit heißt alle anderen? Oder viele? Oder die meisten? Claudia Bremer von der Uni Frankfurt konzentriert sich bei ihrer Bewertung von MOOCs auf die Vorteile, die die Kosten relativieren. MOOCs könnten sogar eine neue Einnahmequelle für Universitäten werden, sagte sie dem Hamburger Abendblatt.

Ich komme vom Thema ab. Ich finde es jedenfalls großartig, was ein so kleines Team in den letzten Jahren mit Lecture2Go auf die Beine gestellt hat und dass sich diese Projekt inzwischen auch an der Universität etabliert hat. Seit Kurzem steht die von dem Team entwickelte Software auch als OpenSource für nicht kommerzielle Medienplattformen zur Verfügung. Hier gibt es ein kleines und feines Video zum OpenSource Launch von Lecture2Go.

Und übrigens: Lecture2Go gibt es auch auf Facebook und auf Twitter. 😀

Lecture2Go

Lecture2Go – Die Medienplattform der Universität Hamburg

5 Kommentare zu “Lecture2Go – Das Videoportal der Uni Hamburg

  1. Hallo Daniela,

    interessanter Artikel zum Thema Lecture2Go, Open Education und MOOCs!

    Aber: Ich wollte darauf hinweisen, dass meine Position missverständlich wiedergegeben ist. Vielleicht fehlt an entsprechender Stelle auch nur ein „nicht“?

    „In dem Artikel wird auch von der Forderung Frank Hoffmanns gesprochen, Universitäres Wissen weiterhin nur Menschen mit Abitur zugänglich zu machen.“

    Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin ein Verfechter von MOOCs, gerade auch weil es keinerlei formelle Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme gibt. Ich habe auch in einem Doppelinterview mit Rolf Schulmeister meinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass die Uni ihre Angst verlieren möge, Bildung bzw. universitäres Wissen allen Menschen zugänglich zu machen:

    http://bit.ly/interview_moocs

    Es wäre nett, wenn das entsprechend korrigiert werden könnte.

    Viele Grüsse!
    Frank

    • Hallo Frank,

      das tut mir Leid und gerne stelle ich deine Position hier klar. Da komme ich wohl heute Nachmittag zu.

      Aber wichtig: Im Artikel im Abendblatt steht im letzten Absatz: „Frank Hoffmann möchte zwar auch möglichst viele Menschen begeistern. Eine Betreuung bei Moocs müsse sich aber auf Teilnehmer beschränken, die eine Hochschulzugangsberechtigung haben. „Ein Dozent kann sich nicht um Zehntausende Teilnehmer kümmern.““

      Wie ist das denn zu verstehen? Oder wurdest du dort missverstanden?

      Viele Grüße
      Daniela

  2. Hallo Daniela,

    prima, dass ich nun auch noch die Gelegenheit habe, diese von Dir zitierte Aussage in den richtigen Kontext zu stellen, die tatsächlich so wie sie dort steht nicht getroffen wurde.

    Dazu drei Punkte:

    1. Der Teil der wörtlichen Rede ist richtig wiedergegeben, bezog sich aber auf die Frage nach der technischen Realisierbarkeit der Betreuung: Wenn 12.000 Online-Studierende eingeschrieben sind und jeder Student auch nur eine einzige Frage stellt….

    …dann ist es schlicht so, dass das durch einen Menschen allein nicht mehr zu bewerkstelligen ist. Deshalb haben wir für unseren MOOC auch ein Team aus Instruktoren und Teaching Assistents zusammengestellt, das eine möglichst umfassende Betreuung garantieren sollte. Das hat auch sehr gut geklappt; wir haben ca. 400 Fragen im Forum beantwortet, z.T. auch sehr ausführlich, mit Antwortzeiten meist unterhalb von 3 Stunden, und es gibt keine einzige unbeantwortete Frage.

    2. Das Maß an Betreuung, was darüberhinaus geht, dass z.B. meine Offline-Studierenden (die, die meine Vorlesungen als Eingeschriebene des Chemie-Studiengangs im Hörsaal verfolgen) die Gelegenheit haben, mich in meinem Büro zu besuchen und wir über bestimmte Vorlesungsinhalte diskutieren, kann online natürlich nur begrenzt bzw. nur remote stattfinden.

    3. So ist dann auch die erste Hälfte der zitierten Passage zu interpretieren: Meine Offline-Studierenden haben gewissermaßen ein Recht auf Betreuung,so wie ich Pflichten ihnen gegenüber habe (z.B. ihre Klausuren zu korrigieren, eine Einsichtnahme zu gewähren etc.), während der Online-Kurs beidseitig auf reiner Freiwilligkeit beruht.

    Nichtsdestotrotz haben wir als Crystal-MOOC-Team alles daran gesetzt (häufig bis tief in die Nacht..), die Online-Studierenden umfassend zu betreuen und zufrieden zu stellen. Erste Feedback-Meldungen von Seiten der Teilnehmer sprechen dafür, dass uns das gelungen ist 🙂

    Beste Grüße!
    Frank

    • Hallo Frank,

      danke für deine ausführliche Darstellung. Ich finde das was ihr da macht ganz großartig und bin beeindruckt von eurem Einsatz den du schilderst. Die Herausforderungen durch hohe TeilnehmerInnenzahlen bei Online-Kursen kann ich gut nachvollziehen.

      Viel Erfolg weiterhin!
      Daniela

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